Sprechen wir über Archeosophie

Kapitel der Christlichen Esoterik: Einführung
Man pulling the curtain up to a new colorful world. Power to make a change for the better

Schon lange und heute mehr denn je brauchen wir Sicherheit, Stabilität, Frieden und Hoffnung auf eine bessere Zukunft, für uns und für die neuen Generationen. Eine Hoffnung, die eine Gewissheit sein möchte: die Gewissheit einer Zukunft, in der die Idee von Brüderlichkeit zwischen den Völkern keine Utopie ist, eine Zukunft vielleicht ohne Kriege, Revolutionen, Betrug, Lüge, ohne moralische und physische Folter; eine Zukunft, in der der Klassenkampf nicht so vorrangig ist, der Kampf des Menschen, der um jeden Preis über andere Menschen siegen will; eine Zukunft ohne Tod. Eine Zukunft ohne Dogmen und Geheimnisse, denn der Mensch hat sich schon immer nach Wissen und Liebe gesehnt. Es ist der Ruf seiner inneren Natur, oder besser gesagt, seines reinsten Wesens, jenes göttlichen Funkens, der ihn von allen anderen Geschöpfen unterscheidet.

Das tiefste Bestreben des Menschen ist es, nicht so zu bleiben, wie er ist, sondern sich zum Besseren zu wandeln, um einer weiterentwickelten Gesellschaft Raum zu schaffen. Natürlich ist diese Entwicklung, dieser Schritt nach vorn, nicht nur im Sinne von Können zu verstehen, von Macht, Technik oder Ruhm, sondern im Sinne des Besten, was der Mensch erreichen kann: Unabhängigkeit von rein sinnlichen Motivationen, liebevolle Offenheit gegenüber anderen Wesen und die Fähigkeit, reinere moralische und ästhetische Werte hervorzubringen. Eine Umwandlung nicht im atomaren Sinne (was aus moralischer Sicht nichts bedeuten würde), sondern im Sinne eines sichtbareren Reiches des Geistes. Wir erleben ein relatives Wohlergehen und Freiheit, weil andere vor uns für eine bessere Welt gekämpft und gelitten haben.

Wir alle sind gegen Gewalt, gegen Leiden, gegen den Tod, aber wir müssen Revolutionen, Kriegen, Epidemien und sozialen Kämpfen einen gewissen Nutzen zuerkennen, weil daraus immer ein Wandel und ein Schritt nach vorn entsteht. Diese Welt kann nicht ohne Kampf existieren, sie kann nicht nur eine Welt des Vergnügens sein, eine Welt, die nur von heiligen Menschen bevölkert ist. Der Schmerz ist unvermeidlich, es ist der Zustand derer, die auf der Erde leben.

Um dem Leiden zu entkommen, scheint es notwendig zu sein, sich auf eine außerzeitliche und überirdische Ebene zu begeben, den Kreislauf der phänomenalen und psycho-somatischen Welt zu verlassen und eine adimensionale Welt zu betreten, nämlich ein Reich, welches sich von unserem komplett unterscheidet und mit dem der Mensch nichts Menschliches, nichts Drei- oder gar Vierdimensionales gemein hat.

Wenn Gott existiert und das Absolute, dann ist es möglich Schmerz, Leiden und Tod zu überwinden, indem man aus der Dialektik des gegenwärtigen Bewusstseins ausbricht.
So wie jener große Geist, der vor mehr als 2000 Jahren aus der metaphysischen Welt zu uns herabgestiegen ist und der uns durch sein Beispiel, seine Worte und sein Leben alle notwendigen Antworten und Lehren gebracht hat.
Leider glaubten nur wenige, zu wenige daran und die Welt driftete ab, versank immer tiefer in Dunkelheit und Leid.

Es gab eine Zeit, in der das Christentum ein Initiationsweg war.
Die frühe christliche Kirche war eine private und geschlossene Gesellschaft, in die nur diejenigen eintreten konnten, die die Fähigkeiten und Eigenschaften besaßen, um die “christische” Einweihung wirksam empfangen zu können.
Doch als diese wenigen Gläubigen verschwunden waren, verloren die mit der Aufgabe der Evangelisierung betrauten Anhänger, die für das ursprüngliche Christentum typische Dynamik. Sie waren nicht mehr in der Lage, die ewige Gegenwart Christi auf Erden zu spüren, und vergaßen jene lapidare Warnung, die zugleich Ermahnung und Ermutigung ist:
Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende…

Sie spürten die Gegenwart des Meisters nicht mehr, weil ihr Sinn für das Göttliche verkümmert war; sie benutzten die “Schlüssel” der Initiatischen Wissenschaft nicht mehr, die wie in den Tagen der Pharisäer wieder verborgen, dann vergessen, ignoriert und verleugnet worden waren, bis die Dynamik der Christenheit zu Apathie, Dumpfheit und Unempfindlichkeit wurde. Sie wurden, bis auf einige Wenige, blind und taub für die Gegenwart Christi. Die Menschen kristallisierten sich in Dogmatik und hierarchischem Absolutismus und beraubten sich des freien Impulses zur sozialen, mystischen und initiatischen Askese, für die sie geboren worden waren.

Bild von Pete Linforth auf Pixabay

Das Mysterium von Golgotha, das Mysterium des Blutes Jesu, ward nicht nur unverstanden oder nur vage verstanden, schlimmer noch, gar nicht mehr wahrgenommen, weil die bereits bestehende Kirche, die Kirche der gläubigen und handelnden Freien, in ihrem irdischen Handeln erstickte. Diejenigen, die die Lehre in ihrer Integrität kennen, lehren und sie leben sollten, taten dies nicht. Das Blutopfer des Christus und seiner besten Jünger war nur ein Vorwand für andere, die später kamen, es zu benutzen, um die Welt mit physischem und metaphysischem Terror zu beherrschen.

Paulus von Tarsus, ein treuer und weitsichtiger Interpret der christischen Botschaft, hat diese Botschaft anderen Brüdern anvertraut, bevor das Schwert des Henkers wie ein Donnerschlag auf sein Haupt fiel. Dieselbe Botschaft, die wir erhalten haben, dieselbe Botschaft, die wir versuchen weiterzugeben, nicht an die Heiden, sondern an die zu christianisierenden Christen.
Der heilige Paulus sagte: “Weisheit jedoch verkünden wir unter den Vollkommenen, freilich nicht Weisheit dieser Welt, und nicht der Fürsten dieser Welt, die zunichtewerden, sondern wir verkünden Gottes Weisheit im Geheimnis, die verborgene, die Gott vor aller Zeit zu unserer Herrlichkeit bestimmt hat. Diese hat keiner der Fürsten dieser Welt erkannt; denn hätte man sie erkannt, hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht ans Kreuz geschlagen.”
Die geheimnisvolle und verborgene Weisheit Gottes, von der der Apostel spricht, ist, ihr wisst es wohl, die Archeosophie.

Auszug aus dem Vortrag: CAPITOLI DI ESOTERISMO CRISTIANO, für die Jahrestagung von Archeosofica am 28. Juni 2015.

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